er Traum vom ewigen Leben ist so alt wie die Menschheit selbst. Seit Jahrhunderten existiert die Suche nach Heiltränken und Wundermitteln, welche uns Menschen unsterblich machen. Unsterblich sind wir nicht. Doch wir werden immer älter, bei gleichzeitig steigender Lebensqualität. Ein Grund dafür: Innovative Forschung und, damit verbunden, weitreichende Fortschritte im Gesundheitswesen.
Ewig leben – Wunschtraum oder nahe Zukunft? Eines ist klar: Wir Menschen leben länger. Ein Mädchen, das 2020 in der Schweiz geboren wurde, hat eine Lebenserwartung von 85 Jahren. Im Vergleich dazu: 1876 wurde jenes Mädchen knapp 47 Jahre alt.
Doch weshalb hat sich während mehr als einem Jahrhundert unsere Lebenserwartung fast verdoppelt? Dafür gibt es viele Gründe: Wirtschaftlicher Boom durch die Industrialisierung erlaubt materiellen Wohlstand. Wir ernähren uns gesünder, bewegen uns mehr. Und nicht zuletzt hat sich unsere Gesundheitsversorgung stetig weiterentwickelt. «Früher sind viele Leute an einfachen Infektionen gestorben. Das können wir heute mit günstigen Produkten wie Antibiotika verhindern», erläutert Thomas Villiger, Dozent für Biotechnologie an der FHNW.
Heute sind einige der innovativsten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen im Feld der Biomedizin und Biotechnologie tätig – von Nanorobotern, welche Krebszellen zerstören, bis hin zu transplantierten Schweineherzen, um Menschenleben zu retten. Der Fortschritt in der Gesundheitsbranche ist immens.
Mehrere Lifescience-Startups im Silicon Valley gehen einen Schritt weiter. Sie forschen mit dem aktuellen Ziel, das Leben zu verlängern. Eine menschliche Zelle teilt sich und altert währenddessen, bis sie irgendwann stirbt. Die Startups wollen diese Zellen anhand von biologischen Prozessen verjüngen. Damit wir in Zukunft unser Leben um 100 bis 300 Jahre verlängern können.
Doch damit nicht genug! Das Visionäre treibt manche Forschenden an. So experimentieren einige beispielsweise an der Grenze zwischen Leben und Tod. Sie frieren Körper ein, um diese später aufzutauen und mit jüngeren oder gesünderen Körpern zu verschmelzen. Es mutet nach Science-Fiction an. Auch lässt es uns fragen, möchten wir um jeden Preis ewig leben? Und ist dies die Stossrichtung, in die geforscht werden soll?
Ungeachtet des avisierten Ziels ist klar, für Innovationen braucht es viel Mut, Risikobereitschaft und grosse Investitionen. Das Silicon Valley vereint diese Faktoren. Und auch die Schweiz bietet ideale Rahmenbedingungen für Innovation. Das Land zeichnet sich durch herausragende Bildungsinstitutionen und intelligente Fachpersonen aus. «Innovation ist wohl der wichtigste Rohstoff der Schweiz», betont Urs Vögeli, Managing Director Janssen Schweiz.
Die letzten Jahrzehnte hat die Gesundheitsbranche – nicht nur, aber gerade auch in der Schweiz – vor allem versucht, Krankheiten zu bekämpfen und Lebensjahre hinzuzufügen. «Immer wichtiger wird jedoch die Lebensqualität», so Stephan Sigrist vom Think Tank The Wire. «Nicht jeder Patient möchte ein paar Lebensjahre gewinnen durch kräftezehrende und schmerzhafte Therapien». Älter werden und das Leben ohne Beschwerden geniessen ist das ist das neue Ziel.
Wohl jeder wünscht sich ein langes und gesundes Leben. Doch ewig leben? Die Philosophin Martha Nussbaum argumentiert, dass die Sterblichkeit eine essenzielle Bedingung für das menschliche Wertesystem darstellt. Erst durch die klaren Grenzen der Geburt und des Todes wird das menschliche Leben knapp und dementsprechend wertvoll.