athematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – kurz MINT. In diesen Arbeitsbereichen werden Fachkräfte zuhauf gesucht. Doch bei genauerem Hinschauen stellt man fest, diese Berufe sind mehrheitlich durch Männer besetzt. Die Schere zeigt sich bereits beim Studium. Interessieren sich Frauen nicht für diese Themengebiete, oder liegt die Ursache tiefer? Können Frauenquoten oder anderweitige Massnahmen der Situation Abhilfe schaffen?
Bei gewissen Berufsgruppen – beispielsweise in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik – sind die Frauen in der Minderheit, obschon von den acht Millionen Menschen, die in der Schweiz leben, mehr als die Hälfte Frauen sind. Gerade im MINT-Bereich sind Frauen unterrepräsentiert. Sind Jobs in diesen Bereichen für das weibliche Geschlecht zu wenig attraktiv? Oder hat die Situation anderweite Ursachen?
Nerd – eine Informatikerin als Vorbild
Gemäss dem Bundesamt für Statistik gibt es 2021 an Schweizer Universitäten rund 6'500 Studienplätze für MINT-Fächer – 4 von 10 Plätzen sind von Frauen besetzt. Dementgegen liegt beispielsweise bei geisteswissenschaftlichen Fächern der Frauenanteil im Schnitt bei über 50%. Der niedrige Frauenanteil bei den MINT-Fächern zeigt sich auch in der Berufswelt. So macht der Frauenanteil in der Informatik-Branche gerade mal noch 18% aus.
Das Ungleichgewicht zwischen Mädchen und Jungen scheint bereits in jungen Jahren manifestiert zu sein – weitergegeben durch Erziehung und Sozialisation. Gerade im Schulalltag werden immer wieder typische Geschlechterbilder geteilt – und so verankert. So erlebt dies auch die 17-jährige Zoe: «Für meinen Physiklehrer gab es nur Physiker. Beispiele mit einer Physikerin gab es nicht». Und dennoch beginnt Zoe im Herbst 2022 ein Studium an der ETH in «Gesundheitswissenschaften und Technologie».
Zwischen Prestige und Care-Arbeit
Zoes Geschichte zeigt die Ausnahme von der Regel. Gemäss Patrizia Laeri, Ökonomin und Unternehmerin, entscheiden sich viele Frauen bei der Berufswahl für weniger gut bezahlte Jobs, finden in sozialen Berufen oder im Gesundheitswesen ihre Berufung. Clelia Bieler aka «Frau MINT» stellt aber auch eine Kehrtwende fest: «Vor ein paar Jahrzehnten war der Lehrerberuf ein Männerberuf. Dies hat sich gewandelt. Erschreckenderweise sind mit dem Geschlechterwandel auch Prestige und Lohnniveau gesunken».
Sind Quoten die Lösung?
Für die Förderung von Frauen im MINT-Bereich gibt es in der Schweiz verschiedene Aktivitäten. So fordert die Motion «Halbe-halbe in MINT-Berufen: Den Frauenanteil steigern», dass bis 2030 in diesen Berufen der Frauenanteil auf 50% gesteigert werden soll. Dieses Vorhaben wird unter anderem unterstützt von der economiesuisse.
Doch eine Quote allein kann nicht die einzige Lösung sein. Vielmehr gilt es, das Interesse für MINT früh zu fördern – sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. Bereits im frühen Schulalter sollen sie für Technik und Wissenschaften begeistert und anhand von Kompetenzen im Lehrplan 21 gefördert werden. Doch nicht zuletzt geht es vor allem auch um Haltung. Stereotypen und starre Rollenbilder wie auch festgefahrene Strukturen gilt es abzuschaffen, Vorbilder wie Zoe und ihresgleichen zu fördern.
Frauen in Technik – es bleibt ein Drahtseilakt.